Ottos Weblog August 2007Index2004: Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember 2005: Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember 2006: Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember 2007: Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember |
Wednesday, August 08, 2007
Religion vergiftet die ganze Welt
Wenn ich lese, dass der Autor, Journalist und Literaturkritiker
Christopher Hitchens
einerseits bemerkenswerte Einsichten über die Grundlagen aller Religionen
sowie ihre Gefährlichkeit für die Menschen zeigt und dies im
fundamentalistischen Amerika sogar als Buch veröffentlicht (
"God Is Not Great: How Religion Poisons Everything"
, die deutsche Übersetzung erscheint in diesem Monat unter dem Titel:
"Der Herr ist kein Hirte: Wie Religion die Welt vergiftet"
) und andererseits George W. Bushs Irakkrieg als Krieg zwischen dem
Säkularismus und der Theokratie unterstützt, komme ich doch ins
Grübeln.
Hitchens veröffentlicht seine Kolumnen, die man getrost als Grundlage
seiner Bücher ansehen kann, auf seiner eigenen Webseite sowie bei
Slate
. Die deutschen Übersetzungen dieser Kolumnen erscheinen in der
WELT
:
"Seit Jahrhunderten bringt der Erkenntniszuwachs der Wissenschaft die Religion
in immer neue Erklärungsnöte. Es wird immer klarer, dass die
Götter eine Erfindung des Menschen sind und nicht umgekehrt.
Christopher Hitchens erklärt, warum zivilisierte Zeitgenossen Atheisten
sein müssen."
So sehr ich bei diesem Thema auch übereinstimme mit Hitchens und seine
Worte und seine Logik und Vernunft schätze, wenn er sagt:
"Gegen den religiösen Glauben gibt es vier Grundeinwände. Erstens,
dass er die Ursprünge des Menschen und des Kosmos völlig falsch
darstellt. Zweitens, dass er deswegen ein Höchstmaß an Solipsismus
mit einem Höchstmaß an Unterwürfigkeit verbindet. Drittens,
dass er Ergebnis und Ursache gefährlicher sexueller Repression ist. Und
schließlich viertens, dass er auf Wunschdenken basiert. (
) Unser
Glaube ist kein Glaube. Und unsere Prinzipien bilden keine Konfession. Wir
verlassen uns nicht einzig auf die Wissenschaft und die Vernunft denn das
sind notwendige, nicht aber ausreichende Faktoren. Wohl aber misstrauen wir
allem, was der Wissenschaft widerspricht oder die Vernunft beleidigt. Wir haben
in vielen Dingen verschiedene Meinungen, aber wir respektieren die Freiheit der
Forschung, die Offenheit für neue Ideen und das Denken um des Denkens
Willen."
So bleibe ich ihm gegenüber dennoch skeptisch, denn auch heute noch
verteidigt er den Irakkrieg, den er als "seinen Krieg" bezeichnet, weil er,
nach eigenem Bekunden, zusammen mit Paul Wolfowitz Präsident Bush davon
überzeugt hatte, Saddam zu stürzen. In "linken" oder besser
"liberalen" Kreisen war es daher eine Weile lang "Mode", Hitchens wegen seiner
Nähe zum kriminellen BushClan zu
kritisieren.
Und es gibt eine
"Hitchens Watch"Webseite,
die verfolgt, aufzeichnet und kommentiert, was er so von sich gibt. So tauchte
er (wohl uneingeladen) auf einer Trauerfeier für die am 16. Juni dieses
Jahres verstorbene Publizistin Barbara Epstein (
New York Review of Books
) auf und antwortete auf die Frage eines Anwesenden, ob sein "glorreicher
Krieg" nicht ein Desaster sei, antwortete:
Einen bereits verlorenen Krieg als "seinen Krieg" zu bezeichnen und weiterhin
so zu verteidigen, als seien nicht Hunderttausende von Menschen umgekommen, sich
gleichermassen selbst und freiwillig auf die Anklagebank zu setzen, das nenne
ich Chuzpe:
Hat er denn nicht zugehört, als Dubya den Krieg gegen den Terror als "Kreuzzug" bezeichnet, als wiedergeborener Christ ganz biblisch vom Kampf des "Guten" gegen das "Böse" gesprochen hat? Sieht er denn nicht, dass hier zwei fundamentalistische Religionen aufeinander prallen, der Islam und der christliche Puritanismus, mit genau den destraströsen Folgen, die er bei seinem anderen Thema zu treffend beschreibt:
Sunday, August 19, 2007
Internet Radio
Eine der angenehmsten Seiten des Internet ist die hohe Verfügbarkeit von Musik jeglicher Art. Und mittlerweile ist es auch nicht mehr so ein Problem, seine Lieblingsprogramme mit zu schneiden und bei Bedarf zu brennen. Es dauerte nur etwas, bis ich die richtige Software gefunden hatte, die es für meine Bedürfnisse richtig machte: einen beliebigen InternetStream einfach als MP3 zu speichern. Diese Software heißt "Phonostar", ist unter www.phonostar.de in der einfachen Version kostenlos zu ziehen. Selbst die kostenfreie Version erlaubt die Speicherung von InternetStreams, die man dann mit einem freien AudioEditor wie "Audacity" problemlos schneiden und nachbearbeiten kann. Was mache ich also gerade? Ich höre meine Lieblingssendung von letzter Nacht nach, weil ich gestern nicht im Taxi gesessen habe und die Sendung nicht wie gewohnt hören konnte, und nehme den ganzen Stream auf: "Kalakuta Republic" von JeanMarc Baehler, Radio Suisse Romande, Couleur Trois, Lausanne. Die Sendung wird im Rahmen der "World Music Night" auf Radio Multikulti wiederholt. Auf die Playlist muss man dann eine Woche warten, aber in der gestrigen Sendung ging es vor allem so ab der 35. Minute mit den Rai und ArabicStücken richtig ab. Der Reggae in der zweiten Stunde war allerdings auch exquisit! Das Leben ist zu kurz, um schlechte Musik zu hören. Natty Dreadlocks coming to Dinner.
Thursday, August 23, 2007
"Warum Nabokov
Harry Potter
gemocht hätte"
Aus dem gleichen Grund natürlich, aus dem auch ich die Bücher von Joanne K. Rowling mag; es ist ganz einfach ein gut komponiertes Opus, dessen Plot funktioniert und dessen Geschichten auf kunstvolle Weise ineinander verwoben sind. Es soll Leute geben, denen der Hype um Harry Potter so auf die Nerven geht, dass sie noch nicht einmal die Filme gesehen haben, weil sie das alles für Kinderkram halten. Um so erfreulicher ist, dass sich auch ernsthafte Literaturkritiker damit beschäftigen, denn wer nur ein wenig von der Materie des Geschichtenerzählens versteht, ist schon wegen der Kunstfertigkeit dieser Geschichten um den jungen Zauberer im England der Neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts begeistert. Der Germanist und Kritiker Michael Maar hat 2002 ein Buch mit dem Titel "Warum Nabokov Harry Potter gemocht hätte", in dem er genau das beschreibt und erzählt, was ich schon seit geraumer Zeit meiner elfjährigen Tochter zu erklären versuche: warum ich, obwohl ich "erwachsen" bin, so großen Gefallen an einer Jugendbuchreihe finde.
comments are appreciated © Otto Sell August 2007 |