Ottos Weblog August 2007

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Wednesday, August 08, 2007

Religion vergiftet die ganze Welt

Wenn ich lese, dass der Autor, Journalist und Literaturkritiker Christopher Hitchens einerseits bemerkenswerte Einsichten über die Grundlagen aller Religionen sowie ihre Gefährlichkeit für die Menschen zeigt und dies im fundamentalistischen Amerika sogar als Buch veröffentlicht ( "God Is Not Great: How Religion Poisons Everything" , die deutsche Übersetzung erscheint in diesem Monat unter dem Titel: "Der Herr ist kein Hirte: Wie Religion die Welt vergiftet" ) und andererseits George W. Bushs Irakkrieg als Krieg zwischen dem Säkularismus und der Theokratie unterstützt, komme ich doch ins Grübeln.

Hitchens veröffentlicht seine Kolumnen, die man getrost als Grundlage seiner Bücher ansehen kann, auf seiner eigenen Webseite sowie bei Slate . Die deutschen Übersetzungen dieser Kolumnen erscheinen in der WELT :

"Seit Jahrhunderten bringt der Erkenntniszuwachs der Wissenschaft die Religion in immer neue Erklärungsnöte. Es wird immer klarer, dass die Götter eine Erfindung des Menschen sind — und nicht umgekehrt. Christopher Hitchens erklärt, warum zivilisierte Zeitgenossen Atheisten sein müssen."

So sehr ich bei diesem Thema auch übereinstimme mit Hitchens und seine Worte und seine Logik und Vernunft schätze, wenn er sagt:

"Gegen den religiösen Glauben gibt es vier Grundeinwände. Erstens, dass er die Ursprünge des Menschen und des Kosmos völlig falsch darstellt. Zweitens, dass er deswegen ein Höchstmaß an Solipsismus mit einem Höchstmaß an Unterwürfigkeit verbindet. Drittens, dass er Ergebnis und Ursache gefährlicher sexueller Repression ist. Und schließlich viertens, dass er auf Wunschdenken basiert. (…) Unser Glaube ist kein Glaube. Und unsere Prinzipien bilden keine Konfession. Wir verlassen uns nicht einzig auf die Wissenschaft und die Vernunft — denn das sind notwendige, nicht aber ausreichende Faktoren. Wohl aber misstrauen wir allem, was der Wissenschaft widerspricht oder die Vernunft beleidigt. Wir haben in vielen Dingen verschiedene Meinungen, aber wir respektieren die Freiheit der Forschung, die Offenheit für neue Ideen und das Denken um des Denkens Willen."

So bleibe ich ihm gegenüber dennoch skeptisch, denn auch heute noch verteidigt er den Irakkrieg, den er als "seinen Krieg" bezeichnet, weil er, nach eigenem Bekunden, zusammen mit Paul Wolfowitz Präsident Bush davon überzeugt hatte, Saddam zu stürzen. In "linken" oder besser "liberalen" Kreisen war es daher eine Weile lang "Mode", Hitchens wegen seiner Nähe zum kriminellen Bush–Clan zu kritisieren. Und es gibt eine "Hitchens Watch"–Webseite, die verfolgt, aufzeichnet und kommentiert, was er so von sich gibt. So tauchte er (wohl uneingeladen) auf einer Trauerfeier für die am 16. Juni dieses Jahres verstorbene Publizistin Barbara Epstein ( New York Review of Books ) auf und antwortete auf die Frage eines Anwesenden, ob sein "glorreicher Krieg" nicht ein Desaster sei, antwortete:

"It is glorious, (…) and it is my war because it needed Paul Wolfowitz and myself to go and convince the President to go to war."

Einen bereits verlorenen Krieg als "seinen Krieg" zu bezeichnen und weiterhin so zu verteidigen, als seien nicht Hunderttausende von Menschen umgekommen, sich gleichermassen selbst und freiwillig auf die Anklagebank zu setzen, das nenne ich Chuzpe:

Hitchens Watch

Hat er denn nicht zugehört, als Dubya den Krieg gegen den Terror als "Kreuzzug" bezeichnet, als wiedergeborener Christ ganz biblisch vom Kampf des "Guten" gegen das "Böse" gesprochen hat? Sieht er denn nicht, dass hier zwei fundamentalistische Religionen aufeinander prallen, der Islam und der christliche Puritanismus, mit genau den destraströsen Folgen, die er bei seinem anderen Thema zu treffend beschreibt:

"Während ich diese Zeilen schreibe, und während Sie sie lesen, sind gläubige Menschen dabei, Ihre und meine Vernichtung zu planen und die Vernichtung all der schwer erkämpften menschlichen Errungenschaften, von denen ich gesprochen habe. Die Religion vergiftet alles."

Sunday, August 19, 2007

Internet Radio

Eine der angenehmsten Seiten des Internet ist die hohe Verfügbarkeit von Musik jeglicher Art. Und mittlerweile ist es auch nicht mehr so ein Problem, seine Lieblingsprogramme mit zu schneiden und bei Bedarf zu brennen. Es dauerte nur etwas, bis ich die richtige Software gefunden hatte, die es für meine Bedürfnisse richtig machte: einen beliebigen Internet–Stream einfach als MP3 zu speichern.

Diese Software heißt "Phonostar", ist unter www.phonostar.de in der einfachen Version kostenlos zu ziehen. Selbst die kostenfreie Version erlaubt die Speicherung von Internet–Streams, die man dann mit einem freien Audio–Editor wie "Audacity" problemlos schneiden und nachbearbeiten kann.

Was mache ich also gerade? Ich höre meine Lieblingssendung von letzter Nacht nach, weil ich gestern nicht im Taxi gesessen habe und die Sendung nicht wie gewohnt hören konnte, und nehme den ganzen Stream auf: "Kalakuta Republic" von Jean–Marc Baehler, Radio Suisse Romande, Couleur Trois, Lausanne. Die Sendung wird im Rahmen der "World Music Night" auf Radio Multikulti wiederholt. Auf die Playlist muss man dann eine Woche warten, aber in der gestrigen Sendung ging es vor allem so ab der 35. Minute mit den Rai – und Arabic–Stücken richtig ab. Der Reggae in der zweiten Stunde war allerdings auch exquisit! Das Leben ist zu kurz, um schlechte Musik zu hören. Natty Dreadlocks coming to Dinner.

Thursday, August 23, 2007

"Warum Nabokov Harry Potter gemocht hätte"

Aus dem gleichen Grund natürlich, aus dem auch ich die Bücher von Joanne K. Rowling mag; es ist ganz einfach ein gut komponiertes Opus, dessen Plot funktioniert und dessen Geschichten auf kunstvolle Weise ineinander verwoben sind. Es soll Leute geben, denen der Hype um Harry Potter so auf die Nerven geht, dass sie noch nicht einmal die Filme gesehen haben, weil sie das alles für Kinderkram halten. Um so erfreulicher ist, dass sich auch ernsthafte Literaturkritiker damit beschäftigen, denn wer nur ein wenig von der Materie des Geschichtenerzählens versteht, ist schon wegen der Kunstfertigkeit dieser Geschichten um den jungen Zauberer im England der Neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts begeistert.

Der Germanist und Kritiker Michael Maar hat 2002 ein Buch mit dem Titel "Warum Nabokov Harry Potter gemocht hätte", in dem er genau das beschreibt und erzählt, was ich schon seit geraumer Zeit meiner elfjährigen Tochter zu erklären versuche: warum ich, obwohl ich "erwachsen" bin, so großen Gefallen an einer Jugendbuchreihe finde.

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