Ottos Weblog Januar 2007

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Monday, January 08, 2007

Mona Lisa descending a Staircase

Mona Lisa descending a Staircase — ein tolles Video auf YouTube, das einen wunderbaren "Ritt" durch die moderne Kunstgeschichte zeigt.

Saturday, January 13, 2007

"Secret Wisdom—Different Details, but the Structure Underneath is Always the Same."

Seit einer Woche quält mich diese heftige Erkältung jetzt schon und fesselt mich bis auf die notwendigen Einkäufe auf Zuhause. Das ist zwar nicht gut fürs Portemonnaie, hat mir aber die Gelegenheit gegeben, einiger meiner Webseiten zu überarbeiten und zu aktualisieren. So kommen natürlich täglich neue Besprechungen des neuen Pynchon–Romans "Against the Day" rein und müssen in meine Bibliographien eingearbeitet werden. Ich habe zwei Linkseiten geschaltet, je eine für Links aus dem anglistischen Raum und eine für deutschsprachige Artikel. Meine Einstiegseite zu dem Roman trägt jetzt den Untertitel "Secret wisdom—different details, but the structure underneath is always the same" (S. 275).

Außerdem habe ich die Gelegenheit genutzt, ein paar Buchcover einzuscannen und meine Seiten zum Magazine of Fantasy and Science Fiction zu erweitern: Mythen der nahen Zukunft .

Pynchons Romane sind in gewisser Weise Mythen der nahen Vergangenheit, wobei wir einen Mythos normalerweise wohl kaum so nah an der Gegenwart verorten würden. Aber auch wenn es den Kritikern der literarischen Postmoderne nicht passt, hier geht es schon! Nur der Umgang der Postmoderne mit den Mythen ist natürlich ein völlig anderer als die Art und Weise, mit der die kreuzbrave "realistische" Erzähltradition Mythen verwendet.

Die Rache an den Mördern des Vaters durch die Söhne ist zwar durchaus ein gängiges Western–Motiv, das aber durch die Heirat der Tochter mit einem der Mörder des Vaters durchaus mythische Qualitäten gewinnen könnte, wenn nicht, ja, wenn nicht die Beschreibung des "Ehelebens" durchaus einem Standard–Pornofilm entspringen könnte.

Video des Tages: Frank Zappa & Captain Beefheart — "Willie the Pimp" von der LP "Hot Rats" aus dem Jahr 1969.

I’m a little pimp with my hair gassed back
Pair a khaki pants with my shoe shined black
Got a little lady … walk the street
Tellin’ all the boy that she can’t be beat

Friday, January 19, 2007

Der Fall Kurnaz

"Wäre Kurnaz Deutscher gewesen, wäre er schon im Herbst 2002 frei gekommen." Ex-Außenminister Joschka Fischer (Grüne) habe auf die Bitte nach Hilfe in einem persönlichen Schreiben an die Mutter von Kurnaz Anfang 2002 betont, dass deutsche Hilfe wegen der türkischen Staatsbürgerschaft ihres Sohnes nur eingeschränkt möglich sei. Nach Angaben von SPD und Grünen setzte sich Fischer aber unter anderen auch bei seinem damaligen US-Amtskollegen Colin Powell, für Kurnaz ein. Kurnaz–Anwalt erhebt Vorwürfe gegen frühere Bundesregierung

Und ich muß gestehen, dass mir angesichts dieser Rechtslage nicht klar ist, was dieser ganze Untersuchungsausschuß soll. Die Chronologie des Falles Kurnaz auf der Webseite der Bündnisgrünen, die Ende 2002 beginnt, ist unvollständig, denn der Fall beginnt doch viel früher, mit der Reise des Herrn Kurnaz nach Pakistan:

"Murat Kurnaz war am im Oktober 2001 als 19-Jähriger von Bremen nach Pakistan gereist, weil er dort eine Koranschule besuchen wollte. In Pakistan wurde er festgenommen und den US-Soldaten übergeben. Anfang 2002 war er bereits in Guantanamo." "Mein Mandant ist in ein Verantwortungsloch zwischen Deutschland und der Türkei gefallen"

Ich frage mich, wer einen Monat nach dem 11. September freiwillig nach Pakistan reist, um eine Koranschule zu besuchen? Hat der Untersuchungsausschuß Herrn Kurnaz auch danach befragt, was er dort wollte?

Monday, January 22, 2007

A Hanging

Die George Orwell Web Source hat alle Texte von George Orwell online gestellt, seine Essays und seine Bücher sowie einige Artikel zu ihm. Darunter befindet sich dieser Bericht über eine Hinrichtung, deren Zeuge der damalige Kolonialpolizist Blair war. Der kurze Text ist ein Appell gegen die Todesstrafe:

"It is curious, but till that moment I had never realized what it means to destroy a healthy, conscious man. When I saw the prisoner step aside to avoid the puddle, I saw the mystery, the unspeakable wrongness, of cutting a life short when it is in full tide. This man was not dying, he was alive just as we were alive. All the organs of his body were working—bowels digesting food, skin renewing itself, nails growing, tissues forming—all toiling away in solemn foolery. His nails would still be growing when he stood on the drop, when he was falling through the air with a tenth of a second to live. His eyes saw the yellow gravel and the grey walls, and his brain still remembered, foresaw, reasoned—reasoned even about puddles. He and we were a party of men walking together, seeing, hearing, feeling, understanding the same world; and in two minutes, with a sudden snap, one of us would be gone—one mind less, one world less." A Hanging — by Eric A. Blair, Adelphi, August 1931

Wednesday, January 24, 2007

Tarn’ dich und werde Leopard

Vom »Untertauchen« als Projekt einer kleinen elitären, aber militanten Gruppe in Kalifornien handelt der Roman »Die Kunst des Verschwindens« von Jim Dodge. Einen Verschwörungsroman mit ähnlicher Thematik schrieb in Russland bereits der ehemalige Miliz–Untersuchungsführer Sergej Alexejew: »Der Schatz von Walkirij«. Er handelt von einer versteckt in alten Bergwerkskatakomben im Ural sich formierenden neuen Komintern: »Zu Alexejews Lesungen kommen immer wieder Fans, die sich persönlich für die Walkirij-Auserwählten (Adepten) halten oder sogar bereits im Untergrund leben«, berichtete Wladimir Kaminer. »In Dodges ›Kunst des Verschwindens‹«, schreibt Thomas Pynchon im Vorwort, »wird man nicht nur eine Gabe für Prophetisches bemerken, sondern auch eine ständige Verherrlichung jener Lebensbereiche, wo noch bar bezahlt wird – und die sich daher dem digitalen Zugriff widersetzen.« Thomas Pynchon bezeichnet das Buch deswegen auch als erstes Beispiel »für einen bewusst analogen Roman«. — Von Helmut Höge, Jungle World, 24. Januar 2007.

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