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Friday, November 05, 2004
Jetzt hat Dubya doch noch seine Wahl zum Präsidenten der USA gewonnen und
sich vom amerikanischen Volk die Legitimation seiner Kriegspolitik geholt.
Selber Schuld, kann man da nur sagen. Von jetzt an kann sich das
christlichfundamentalistische Amerika nicht mehr damit herausreden, von
einem Präsidenten, der sich sein Amt lediglich erschlichen hat, unter
falschen Voraussetzungen in einen völkerrechtswidrigen Krieg geführt
worden zu sein. Alle seine Lügen wurden Bush von einer kleinen, aber
immerhin vorhandenen Mehrheit bibeltreuer Christen vergeben. Weder sein
Verstoß gegen das fünfte ("Du sollst nicht töten") noch gegen
das achte ("Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten")
Gebot haben diese Menschen in ihrer von der Regierung geschürten
irrationalen Angst vor dem islamistischen Terror dazu bewogen, dem besonneren
Senator John Kerry an die Macht zu verhelfen, obwohl ihnen ihr Glaube das
eigentlich hätte befehlen müssen. Die "wiedergeborenen Christen," die
Bill Graham für sich denken lassen, haben uns in der Gestalt des George W.
Bush die ganze Gefährlichkeit des religiösen Fundamentalismus
hinreichend vor Augen geführt.
Leid tun einem da wirklich die vielen vernünftigeren USAmerikaner
(immerhin gut 49 Prozent), die alles daran gesetzt hatten, ihr Land aus der
Misere der weltpolitischen Isolation zu führen. Leid tun mir wirklich die
sozial Schwachen, die das von Bush produzierte Staatsdefizit mit schlechterer
Gesundheitsversorgung und schlechterer Erziehung bezahlen dürfen und leid
tun mir vor allem die Soldaten (zumeist aus einfachen Verhältnissen, weil
ihnen nur die Army einen Job bietet), die die ganze Schweinerei mit dem Leben
bezahlen müssen.
Es gibt auf Michael Moores
Webseite
ein Bild von Dubya, das gänzlich aus den Gesichtern dieser in einem
illegalen imperialistischen Krieg gefallenen Soldaten zusammengesetzt ist,
sowie eine Liste der Namen dieser Gefallenen unter der Überschrift: "My
first thoughts after the election
"
Dennoch, wie konnten sie diesen schrecklichen Menschen nur wiederwählen.
Ich denke, viele Wähler haben keine Ahnung, wie sehr sie mit dieser Wahl
dem weltweiten Vorurteil über die Dummheit des einfachen Amerikaners
entsprochen haben. Sie haben keine Ahnung, daß man überall auf der
Welt die
einhunderttausend getöteten Iraker
(zumeist Zivilisten) als Opfer eines präfaschistischen Systems ansieht,
die nichts, aber auch gar nichts mit einem eventuell zu rechtfertigenden "War
on Terror" zu tun haben. So wird der 11. September 2001 immer mehr zu einem
"Sender Gleiwitz" Zwischenfall. Man muß nicht einmal Michael Moores
Polemik zustimmen, um ins Grübeln zu kommen.
Der Vorschlag, den 3. Oktober als Nationalfeiertag aufzugeben und auf einen Sonntag zu verlegen, um der Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen und Steuern in die leere Staatskasse zu spülen, wurde ganz schnell wieder aufgegeben, nachdem von allen möglichen berufenen und unberufenen Seiten massive Kritik an den Pläner der Bundesregierung laut geworden ist. Im SPIEGEL äußert sich ein sogenannter "renommierter Historiker" (wer bestimmt das, ich habe noch nie von ihm gehört) namens Heinrich August Winkler dazu. Alles, Entschuldigung, dummes Geschwätz eines Intellektuellen aus dem Elfenbeinturm, der mit der alltägliche Realität des Sozialabbaus wenig zu tun hat. Ich persönlich kenne niemanden, keinen Arbeitnehmer, Studenten oder Rentner, der jemals an einer Feier zu diesem überflüssigen Tag teilgenommen hätte:
"Ich habe mich gefragt: Welcher andere demokratische Staat käme auf die Idee, seinen Nationalfeiertag zu streichen? Auch die Bundesrepublik braucht ein verbindendes Symbol. Und dazu ist der 3. Oktober mit den Jahren geworden."Aber nur bei denen, die dafür bezahlt werden, an den Gedenkfeiern teilzunehmen. Was hat die Formulierung "demokratischer Staat" mit dem Thema eines Nationalfeiertages zu tun. Gerade Diktaturen sind viel symbolischer orientiert, knechten die Menschen mit symbolischen Begründungen. Wenn für Hartz IV die Begründung herangezogen wurde, dass wir uns einen solchen Sozialstaat im Zeitalter der Globalisierung nicht (mehr) leisten können, so gilt dies um so mehr für leere Symboliken. Wir leben nicht mehr in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Weg mit dem 3. Oktober.
Ein interessanter Beitrag zur "BushDoktrin" und ihrer Bedeutung für langjährige Allianzen von der Disinfopedia: Even traditional U.S. allies in Europe are rapidly becoming enemies, thanks to the Bush doctrine. Even as the administration attempted, through PR gestures, to dispel the worlds growing perception of the United States as an arrogant superpower, Donald Rumsfeld helped reinforce that perception by publicly dismissing the antiwar positions of France and Germany as fuzzyminded thinking from "old Europe." As if that werent enough to anger Europeans, Rumsfeld went further a few days later and equated Germany with long-time U.S. adversaries Libya and Cuba.[16] If Germany is not "with the United States," in other words; it too must be "with the terrorists." France, Canada, Mexico, and fully half of the UKs legislators likewise now appear to be "hostile" by this rule.
Es gibt eine Webseite, die ich nicht jedem empfehlen würde, der vielleicht schwache Nerven hat, denn es werden die wirklich schlimmen Kriegsbilder aus dem Irak veröffentlicht. Niemand soll, niemand kann sich herausreden, er habe nicht gewußt, was abgeht: Es ist nicht der schnellste Server, auf dem diese Bilder gesammelt werden, aber wer es erträgt, sollte ruhig mal nachschauen.https://cryptome.org
Angesichts der Ermordung des niederländischen Filmemachers
Theo van Gogh
am 2. November 2004 hat auch die CDU in Deutschland wieder begonnen, ihre
generell ausländerfeindliche Politik verstärkt in das
öffentliche Bewußtsein zu bringen und in braunen Gewässern
Stimmen zu fischen. Parteichefin Angela Merkel, Brandenburgs Innenminister und
CDU-Präsidiumsmitglied Jörg Schönbohm und heute auch noch
Generalsekretär Laurenz Meyer
haben, trotz des Debakels um die gescheiterte
Unterschriftenaktion gegen den EU-Beitritt der Türkei,
keine Hemmungen, von einem "Scheitern der multikulturellen Gesellschaft" zu
sprechen und den unseligen Begriff der "deutschen Leitkultur" wieder aus der
Mottenkiste zu holen.
In der Ukraine setzt sich der Prozeß des Zerfalls des ehemaligen
sowjetischen Imperiums trotz des Versuchs der Einmischung des russischen
Präsidenten Putin fort, der alles daran setzt, seinen prorussischen
Wunschkandidaten durchzusetzen. Aber die Menschen haben die Nase voll von den
postsowjetischen Machthabern, die das Land an den Rand des Untergangs gebracht
haben. Im
SPIEGEL
findet sich ein Gastkommentar der ukrainischen Schriftstellerin Oksana
Zabuzhko:
Die Spaltung existiert also zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Alle wahre
Macht aber liegt derzeit bei der ersteren, nicht der letzteren. Wir brauchten
13 Jahre, um diesen Punkt zu erreichen.
Anders gesagt, nach 13 Jahren Unabhängigkeit hat es die Ukraine geschafft,
ihr regierendes "Post-Sowjet"-Regime loszuwerden, dessen Establishment aus
früheren kommunistischen Sekretären und KGB-Informanten besteht, die
in der Zwischenzeit zu einer Bande ganz gewöhnlicher Strolche geworden
sind. Am Sonntag zerfiel das Regime wie ein enger, ausgetragener Anzug und die
politische ukrainische Nation trat aus diesem Anzug hervor nackt,
erfolgreich und schön, wie die Freiheit in romantischen Bildern.
Es gibt nichts erhebenderes, als sich in diesen Tagen in den Straßen
Kiews aufzuhalten. Die überwältigende Atmosphäre von
Freundlichkeit, Brüderschaft und Solidarität durchdringt die
schneebedeckte Stadt, ganz so, wie es in einer liebevollen Familie ist.
Freiheit, so heißt es, ist die Mutter der Schönheit. Dies ist
besonders wahr im Falle einer frisch befreiten Nation. Sich inmitten
hunderttausender schöner, lächelnder Gesichter und strahlender Augen
(bis jetzt habe ich noch nicht einen Hauch von Alkohol in der Luft wahrgenommen
trotz des kalten Wetters) zu bewegen ist ein menschliches Erlebnis, das
man nicht vergessen kann. Tag und Nacht schenken Mädchen und alte Frauen
heißen Kaffee in der Khreshchatyk-Straße aus. Die Menschen bringen
Essen und warme Kleidung denen, die im Zeltlager ausharren. Die Cafés
sind die ganze Zeit offen, bis ihre Vorräte erschöpft sind,
Taxifahrer bringen einen umsonst zum Platz der Unabhängigkeit und alle
Autofahrer in der Innenstadt hupen enthusiastisch. In der Mitte des Platzes
haben sich Pop und Rocksänger aufgebaut, und ab und an stimmt der
ganze Platz ein und wird zum Chor. Zahlreiche Polizei und
Militäreinheiten, die die panischen Behörden aus dem ganzen Land nach
Kiew gebracht haben, treten einer nach den anderen zu den Menschen und bringen
orangefarbene Schleifen an ihren Uniformen an. Am Rande der Stadt blockieren
derweil Dorfbewohner den Weg der nachrückenden Militäreinheiten,
Panzer und gepanzerten Fahrzeuge und bitten die Soldaten, im nationalen, zivilen
Ungehorsam mitzutun. Es heißt, dass dies funktioniert.
Unsere polnischen Gäste erklären uns, dies alles erinnere sie an ihr
Land 1980. Die Tschechen vergleichen es mit den Ereignissen in Prag 1989. Nun
sind wir an der Reihe.
In der täglichen Presseschau im
Perlentaucher
wird auf einen Beitrag des Springer-Chefs Mathias Döpfner in der
WELT
verwiesen, wo dieser sagt:
Ich halte den Artikel für ziemlich einseitig und eindeutig rechtslastig.
Weder wird auf die illegale Besetzung palästinensischen Landes durch die
israelische Armee sowie die getöteten steinewerfenden Kinder verwiesen
(die Anzahl der palästinensischen Toten übersteigt die der
israelischen Terroropfer um mehr als das Doppelte) noch werden die 100000
Todesopfer des Irakkrieges genannt.
Ganz zu schweigen von der Folter der US-Armee in irakischen Gefängnissen
oder dem völkerrechtswidrigen Verhalten der US-Regierung in Guantanamo.
Das ist nicht das Fehlverhalten Einzelner, sondern System.
Angesichts dieser Fakten trifft "Appeasement" vielmehr auf die unkritische
Haltung vieler europäischer Konservativer gegenüber der
christlich-fundamentalistischen Bush-Regierung zu.
Wer die Ursachen des Terrorismus nicht sehen will, wird auch kaum
tragfähige und erfolgversprechende Konzepte für dessen
Bekämpfung entwickeln können die tägliche Realität im
Irak, der durch die Bush-Regierung vom Zaum gebrochene Krieg, der den Irak in
ein Zentrum des Terrorismus verwandelt hat, beweist dies.
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