Ottos Weblog August 2006

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Wednesday, August 23, 2006

Überzogen, gefährlich, zerstörerisch

Die Überschrift bleibt die gleiche wie im Vormonat, denn was wollte man anderes sagen zu der Reaktion Israels auf die Provokationen der Hizbollah:

Bilanz des Libanon-Feldzuges: Amnesty: Israel griff vorsätzlich zivile Ziele an

Während des Libanon-Feldzuges griff die israelische Armee bewusst zivile Ziele an — behauptet die Menschenrechtsorganisation amnesty international. Es sei beispielsweise kein Zufall, dass die Supermärkte in allen Dörfern des ehemaligen Kampfgebietes zerstört seien. (…) Bei mehr als 7000 Luftangriffen und 2500 Angriffen von See kamen etwa 1200 Menschen ums Leben, ein Drittel davon Kinder, eine Million Menschen wurden zu Flüchtlingen gemacht. Zerstört wurden etwa 15.000 Häuser und Wohnungen, mindestens 25 Tankstellen, zwei Krankenhäuser, 900 Geschäfte oder Produktionsstätten, 80 Brücken und 90 Straßen, außerdem Brunnen, Wasserleitungen und -pumpen, Kläranlagen, Kraftwerke und Umspannstationen, ein Leuchtturm sowie die größte Meierei des Landes. Von Carsten Kühntopp, ARD-Hörfunkstudio Amman

Die wiederholten Verweise der israelischen Führung (militärisch wie politisch) sowie einer ganzen Reihe von Kommentatoren und unzähliger geäußerter und auch gesendeter privater Meinungen, daß die Hizbollah hierfür die Verantwortung trage, weil sie Raketen aus Zivilhäusern abgefeuert habe, greift zu kurz. Abgesehen davon, daß nicht ein einziger solcher Fall zweifelsfrei verifiziert wurde — und in drei Wochen Krieg hätte das möglich sein müssen, obwohl ich keinerlei Zweifel hege, daß es solche Fälle gegeben hat — geht das von Amnesty vorgetragene "Ergebnis" dieses Krieges über alles hinaus, was im Völkerrecht unter dem Recht auf Selbstverteidigung verstanden wird.

Das Israelnetz verbreitet dies Meldung ebenfalls, allerdings mit dem Hinweis darauf, daß es Armeevideos gebe, die den Abschuß von Raketen aus Wohnhäusern belegen würden:

Die israelischen Nachrichtendienste hatten stets betont, dass sich die Hisbollah oft mitten in Wohngegenden verschanze, so etwa in südlichen Stadtteilen der libanesischen Hauptstadt Beirut. Videos der Armee zeigen, dass die Hisbollah Raketen aus Wohngebieten abgefeuert hat. Videos: Raketen aus Wohngebieten
Leider bleibt uns die Webseite Links zu diesen Videos schuldig. Außerdem ist da ja noch die Geschichte mit den Clusterbomben:
Der führende UN-Minenexperte Tekimiti Gilbert sprach von 170 bestätigten israelischen Angriffen mit so genannter Streumunition. Es gebe keine Zweifel, dass Israel beim Einsatz dieser Geschosse etwa gegen Dorfzentren das Völkerrecht verletzt habe, sagte Gilbert der Nachrichtenagentur Reuters. Das Völkerrecht verbiete die Verwendung von Clusterbomben gegen Zivilisten. Es werde mindestens zwölf Monate dauern, die Blindgänger zu beseitigen. Sie stellten eine besondere Gefahr für Kinder dar. Seit Beginn des Waffenstillstands am 14. August seien durch Blindgänger acht Menschen getötet und mindestens 25 verletzt worden, sagte Gilbert. Amnesty: Israel hat gezielt Zivilisten angegriffen
Was der Welt bleibt, ist die Erinnerung an einen kurzen Sommerfeldzug einer überlegenen Militärmaschine gegen ein mehr oder weniger hilfloses Land, das zur Geisel in einem tödlichen Konflikt geworden ist.

Im Internet läuft die große Propagandaschlacht weiter und derzeit ist es wirklich interessant, eine Webseite wie YouTube nach den einschlägigen Stichworten zu durchsuchen. Da ist zum einen die libanesische Seite, die die Zerstörungen und die Toten beklagt, und es ist schwierig, hierauf eine passende Antwort zu finden. Aber der Propagandaauftrag wird unmittelbar deutlich, wenn aktuelle Bilder aus Beirut Bildern aus London während des 2. Weltkrieges gegenüber gestellt werden oder wie in dem folgenden Film das Video mit einem Song von Chris de Burgh untermalt ist ("Lebanese Nights") und mit Bildern beginnt, die die Schönheit des Landes zeigen, dann aber unmittelbar umkippt und nur noch Bilder des Krieges zeigt. Auch Kahlil Gibrans Gedicht "You have your Lebanon and I have my Lebanon" macht das Werk nicht weniger propagandistisch.

Aber auch die andere Seite ist rührig. Da wird der Krieg gegen die Nachbarn im Norden unter dem Titel "Hizbollah – destroyer of Lebanon" gerechtfertigt. Was unmittelbar auffällt, und was auch meinen Eindruck, den ich während dieser drei Wochen im Juli gewonnen habe, bestätigt, ist, daß die Israelis in der Tat große Probleme haben, solche massiven Zerstörungen im eigenen Land vorzuweisen, wie sie im Libanon angerichtet worden sind.

Der libanesischen Regierung muß aber der Vorwurf gemacht werden, daß sie die massive Präsenz der Hizbollah in ihrer Südprovinz geduldet und nichts dagegen unternommen hat, daß die Miliz einen Privatkrieg gegen die israelischen Grenztruppen begonnen hatte.

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