Ottos Weblog Februar 2004

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Friday, February 13, 2004

Warum kein Weblog starten? Schließlich lebe ich, wie die Werbung so sagt, "online" — wenngleich jeder eine andere Vorstellung davon hat, was das bedeutet. Am besten sind die Vorstellungen, die sich die Internet-Kritiker vom WWW machen. Ich meine die Kritiker, die der Überzeugung sind, daß das Internet den sozialen Beziehungen des Menschen den Rest geben wird, nachdem das Fernsehen diese schon sehr stark beschädigt hat.

Ich habe jedoch stark den Eindruck, daß ein grosser Teil dieser Kritik auf Vorurteilen beruht, die davon kommen, daß Leute, die bei ihrer Arbeit den Computer als Werkzeug übergebügelt bekommen haben, die negativen Aspekte der Bildschirmarbeit in den Vordergrund stellen. Natürlich sind durch den Einsatz von Computern Millionen von Arbeitsplätzen weggefallen, präziser gesagt, einer höheren Produktivität geopfert worden, aber ich sehe nicht, daß sich irgendeine Volkswirtschaft auf der Welt von dieser Entwicklung hätte abkoppeln können, ohne am Ende völlig konkurrenzunfähig zu werden und in der Folge davon mit noch mehr Arbeitslosen dazustehen.

Natürlich gibt es fürchterliche Fehlentwicklungen und einen massiven Mißbrauch des Web, aber ich kann wiederum nicht sehen, wie es ohne diesen langwierigen Prozeß von Trial and Error gehen sollte. Es weiß in diesem Bereich einfach niemand im voraus, wie der Gang der Dinge sein wird, und letztlich bleibt wohl nur die Möglichkeit, wirklich schädliche Fehlentwicklungen eventuell nachträglich zu bereinigen.

Als überwiegend textlich orientierter Mensch, für den es wichtig ist, gewisse Informationen schnell zu erhalten, würde ich persönlich den PC als Ausweitung meines Gedächtnisses – auch ohne Internet – nicht mehr missen wollen. Ich räume auch den gelegentlichen Mißbrauch ein, aber ist nicht unsere (post)moderne Welt davon gekennzeichnet, daß alles und jeder unablässig mißbraucht wird? Selbst die beste, humanste und nobelste Idee hat keine Chance, diesem Schicksal zu entrinnen.

Ein großer Teil der Zeit, die ich vor dem PC verbringe, ist dem Lesen von Nachrichten, Kommentaren und Hintergrundberichten gewidmet. Warum also soll ich nicht eine Art Webtagebuch darüber führen, was ich da so lese. Dabei höre ich gerne den DEUTSCHLANDFUNK — wo kann man schon morgens um 8 Uhr 50 “In Memory of Elisabeth Reed” von der Allman Brothers Band hören.

Also was geht!?

Bei den Vorwahlen zur US-Präsidentschaftswahl zeichnet sich ab, daß der demokratische Herausforderer wahrscheinlich John Kerry sein wird, der sogar — was mich wundert — eine einigermaßen reelle Chance haben dürfte, den umstrittenen Amtsinhaber George W. Bush ("Dubya") aus dem Oval Office zu vertreiben. Es fließt aber sicherlich noch viel Wasser den Potomac hinunter bis November und ob der Ärger um die Massenverdummungswaffen bis dann anhält, ist mehr als fraglich.

Sicherlich ist unumstritten, daß eine Welt ohne den Diktator Saddam Hussein eine bessere Welt ist, aber es hätte nicht eines Krieges bedurft, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, und im Sinne des Völkerrechts, in diesem Fall der UN Resolution 1441 taugt das Argument als Kriegsgrund auch nicht.

Die Welt befindet sich in Aufruhr; Islamistischer Terror erhebt sich gegen die Pax Americana, die neue neoliberalistische Weltordnung, die seit dem Ende der UDSSR gilt. Das stört die Geschäfte, die Börsen reagieren nervös und die Konjunktur kommt nicht in Schwung.

Die Rot–Grüne deutsche Regierung muß erfahren, daß es zwar möglich war, mit einer Ablehnung des Irakkrieges Wahlen zu gewinnen, daß man aber gnadenlos abgestraft wird, wenn man innenpolitisch so viele handwerkliche Fehler macht wie Schröder. Ich persönlich finde, daß die Leute sich mal ein wenig mehr Gedanken darüber machen sollten, was geschehen wäre, wenn das Duo Stoiber/Merkel an die Macht gekommwn wäre. Dann säße die Bundeswehr heute in Bagdad und wegen der Kosten müßte das Sozialsystem noch weiter belastet werden.

Saturday, February 14, 2004

Afghan Women, Still in Chains — by Nicholas D. Kristof:

"An Afghan proverb says, “A girl should have her first period in her husband’s house and not her father’s house." NEW YORK TIMES
Soviel nur zu dem Versprechen, Afghanistan zu befreien. Aber es gibt wieder Schwarzen.

"In 1937 WH Auden and Stephen Spender asked 150 writers for their views on the Spanish Civil War. The result was the book “Authors Take Sides.” Jean Moorcroft Wilson and Cecil Woolf have repeated the exercise, asking literary figures if they were for or against the Iraq war and whether they thought it would bring lasting peace and stability." True ColoursTHE GUARDIAN:

"I would much rather trust the views of taxi-drivers on any matter of great political importance than those of writers and intellectuals." (DM Thomas )

— na bitte, geht doch!

Monday, February 16, 2004

Die Jüdische Weltverschwörung im Internet — von Marcus Hammerschmitt:

"Verblüffende Perspektiven für all die Terrorisierten, Gequälten und Missverstandenen. Die Paranoiden aller Länder haben lange von der jüdischen Weltverschwörung gewusst, und sie haben lange versucht, das Internetpublikum von ihrer Existenz zu überzeugen, aber die Überzeugungsarbeit war nicht immer leicht." TELEPOLIS

Der Artikel nimmt es zwar mit Humor, aber es sind doch einige Links zu wirklich rechtsradikalen Seiten drauf, wo man all den krausen Irrsinn lesen kann, den diese Leute verbreiten. Man kann das Internet wirklich nur als Informationsquelle gebrauchen, wenn man sich stets im Klaren darüber ist, daß jede Quelle evaluiert werden muß. Ich werde auf keine dieser Seiten einen Link setzen, empfehle aber, sich gut die Kommentare zu dem Telepolis-Artikel durchzulesen und die dort zu findenden Links vorsichtig auszuprobieren.

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