Ottos Weblog Dezember 2005Index2004: Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember 2005: Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November 2006: Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober Saturday, 03 Wednesday, 07 Monday, 19 Tuesday, 20 Thursday, 29 |
Saturday, December 03, 2005
Der Schlamassel, den wir angerichtet haben
Ein Vorteil der kritischen amerikanischen Medien ist ja, daß sie den
Regierenden ein wenig genauer aufs Maul schauen und deren Worte hinterfragen
als dies die großen Sender gemeinhin tun. So habe ich bei
Alter Net
einen Artikel gefunden, der sich mit den Worten des amerikanischen
Botschafters im Irak befasst, der sich in
Newsweek
über den Fortgang des IrakAbenteuers geäußert hat und
bei diesem Gespräch sozusagen nebenbei enthüllt hat, daß die
USRegierung bis vier Monaten keinen dafür Plan hatte, wie man die
Truppen wieder aus dem Land herausbekommt. Man hat im Irak eine "Büchse der
Pandora" geöffnet und der Artikel fragt denn auch kritisch, warum all
das, was wir jetzt sehen und erleben, nicht im Vorfeld des Krieges bedacht und
in entsprechenden Szenarios durchgespielt worden ist:
Gestern habe ich mir Angie und Condi angesehen, war aber relativ enttäuscht. Mehr als Gemeinplätze waren da nicht zu vernehmen. Es muß aber auch nervig für die Mädels gewesen sein, daß sie sich gleich mit einem höchst unappetitlichen Thema auseinandersetzen mußten, anstatt das erste Treffen der beiden mächtigsten Frauen der Welt gebührend feiern zu können. Daß die USRegierung nun "erbost" über Angies Wortwahl ist, die USA hätten im Fall Masri "Fehler eingestanden," macht deutlich, daß es für die BushRegierung mit einer konservativen deutschen Bundeskanzlerin nicht unbedingt leichter wird: Die USBeamten sagten, sie hätten mit Mitarbeitern Merkels nach der Pressekonferenz darüber gestritten, wie es zu dieser Interpretation kommen konnte. Rice habe keine Fehler im Falle alMasri zugegeben. Die USRegierung habe die deutsche Regierung zwar über die Festnahme alMasris und seine Freilassung informiert, dabei aber nicht von Fehlern gesprochen, sagte der Regierungsbeamte vor Journalisten.Das wurde dann aber mittlerweile korrigiert und entschärft: Die USA und Deutschland sind enge Partner und Freunde
Wenn man mal einen richtigen Politiker sehen will, der mit vielen Worten nichts oder eigentlich recht wenig sagt, sollte man sich das heutige Interview mit Innenminister Schäuble im Deutschlandfunk durchlesen. Bereits die erste Antwort zum Thema Folter nach der einleitenden Frage des Interviewers enthüllt die Orwellsche Sprache, derer sich der CDUMann, der schon zu Kohls Zeiten ein "Spitzenmann" war, von schwarzen Kassen aber nie etwas gewußt haben will, befleißigt. Jetzt will er die Folter damit hoffähig machen, daß er sich dafür ausspricht, durch Folter erlangte Kenntnisse zu nutzen, anstatt für die Folterer einen internationalen Haftbefehl auszustellen, wie es seine Pflicht als oberster Polizist der Republik wäre: Q.: "Können Sie die Beteiligung deutscher Dienste an Verhören weiterer deutscher Staatsbürger ausschließen, die von den USA oder anderen Staaten im Ausland festgesetzt wurden?"Es ist eigentlich unglaublich, daß dem Mann bei seiner Lebenserfahrung nicht klar ist, daß Menschen unter der Folter alles sagen, letztlich alles gestehen, was der Folterer hören will. Der Gefolterte wird auch irgendwelche Namen enthüllen, die unter Umständen gar nichts mit Terrorismus zu tun haben, weil er einfach keine Terroristen kennt. Informationen, die auf diese Weise erlangt wurden, sind nicht nur moralisch verwerflich, sondern auch wertlos: Q.: "Es ist ja nicht auszuschließen, dass an den genannten Orten Gefangene auch gefoltert werden. Wenn deutsche Behörden die Betroffenen vernehmen, mit ihnen sprechen: Profitieren sie dann, selbst, wenn sie nicht über die Behandlungen informiert sind, von solchen Methoden?"Jeder klar denkende Mensch weiß, daß in Guantanamo gefoltert wird (so wie es vor dem Krieg jedem klar war, daß Bush und Blair gelogen hatten und es im Irak keine Massenvernichtungswaffen gab), nur der deutsche Innenminister will diese offensichtliche Tatsache nicht zur Kenntnis nehmen. Wie die schwarzen Kassen seines ehemaligen Mentors Kohl. Was für Leuten vertrauen wir eigentlich unsere Sicherheit an? Mehrmals verweist Schäuble auf den Rechtsstaat, den seiner Meinung nach auch die USA darstellen. Dabei ist klar, daß diese Administration foltern läßt, um Informationen zu erlangen, die dazu nützen können, einen Angriffskrieg vom Zaum zu brechen. So wie das Verhör des Lybiers Ibn al-Shaykh al-Libi, den die Amerianer den Ägyptern zum Verhör übergeben haben, um dann aufgrund dessen "Aussagen" zu der Folgerung zu gelangen, daß es Verbindungen Saddam Husseins zu Osama bin Laden gab, was, wie wir jetzt wissen, kompletter Bullshit ist: "So, one must not jump to the conclusion correctly claimed by most experts on the subject that torture doesn't work just because it yields mostly false results from prisoners who want the torture to stop. In the case of al-Libi, torture worked splendidly to produce exactly the critical false evidence that the president needed to make his case for war."
Die Bürger des eigenen Landes zu bespitzeln, ist nach der USVerfassung eigentlich verboten. Präsident Bush tut es dennoch. Dabei sollte er, wie der Verfasser eines Kommentars bei Alter Net meint, als trockener Alkoholiker doch eigentlich wissen: Einer ist zuviel und tausend sind nicht genug! "If Bush wants to know where domestic spying leads, he should read some of the millions of files the East German Stasi compiled on its own citizens. There is something George W. Bush should understand, being that hes a dry drunk; one is too many and a thousand never enough."
Thursday, December 29, 2005
"Deutschland ist schön Wir gucken nur in die falsche Richtung"
Der Trainer von Schalke 04 entdeckt in Bagdad einen 17-jährigen irakischen Fußballgott und kann den jungen Mann überreden, mit nach Deutschland zu kommen. Der neue Spieler übertrifft die schönsten Erwartungen und schießt im entscheidenden Spiel das entscheidende Tor. Überglücklich ruft er seine Mutter an: »Was für ein herrlicher Tag! Ich habe den Sieg geholt!« »Wunderbar, dass es dir so gut geht«, antwortet die Mutter sarkastisch, »lass dir erzählen, wie unser Tag aussah. Dein Vater wurde auf offener Straße erschossen, deine Schwester und ich wurden fast vergewaltigt, und dein kleiner Bruder ist jetzt Mitglied einer Straßengang.« »Wie entsetzlich!«, jammert der Fußballer, »wie furchtbar! Das tut mir so leid « »Es tut dir leid?!«, fährt die Mutter aufgebracht dazwischen. »Es ist doch deine Schuld, dass wir jetzt in Gelsenkirchen wohnen!«
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