Viktor Pelewin

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Viktor Pelewin
Von Victor Pelewin (Wiktor Pelewin oder Pelevin im angelsächsischen Raum) steht mehr im Internet als über ihn, aber auch die gedruckten Quellen schienen sich nicht einig, ob er nun 1962 oder 1963 geboren wurde. Fest aber scheint zu stehen, daß seine Wiege in Moskau stand.

Zum Ausgleich für die mangelnden biographischen Informationen gibt es jede Menge Fundstellen mit Geschichten Pelewins oder Teilen daraus sowie Rezensionen.

Dem Klappentext seines 1994 bei Reclam Leipzig in deutsch erschienenen Romans Omon hinterm Mond (orig. Omon Ra, Moskau 1993) zufolge ist 1963 sein Geburtsjahr. Tim Schomacker macht ihn in seinem Bericht Mönch aus der Metropole in der Bremer Ausgabe der TAZ (Kultur, S. 23) vom 28. September 1999 ein Jahr älter. Inzwischen habe ich als Geburtstag den 22.11.1962 herausbekommen.

Pelewin war anläßlich einer Lesung am 29.9.1999 in Bremen, um seinen neuesten Roman Buddhas kleiner Finger vorzustellen.

Viktor Pelewin

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Omon Ra


Omon Ra – Sternchennudelsuppe, Huhn mit Reis und Kompott

Ein kleiner Artikel aus der ZEIT (den ich leider verloren habe) machte mich 1994 auf Omon Ra aufmerksam, ein wirkliches Kleinod russischer Science Fiction – und russische Science Fiction ist zumeist, wie alle gute Science Fiction, mehr als nur SF und so täte man Pelewin unrecht, wenn man ihn nur als Science Fiction Autor bezeichnen würde.

Die Leipziger Taschenbuchausgabe beinhaltet im Anhang einen Aufsatz von Andreas Tretner mit dem Titel “Dark Side of the Moon,” in dem Tretner anhand von Pelewins Kurzroman unter anderem die Geschichte der Science Fiction, der „Utopie des Menschenfluges,” Revue passieren läßt und schlüssig den Umgang Pelewins mit den sowjetischen Alltagsmythen, die das Wettrennen zum Mond schuf, darlegt.

In der Dekonstruktion und literarischen Verarbeitung der sozialistischen „Alltagsikonen” und –Mythen ist Pelewin für mich der legitime Nachfolger der Gebrüder Stugatzki.

Auch bei Pelewin äußert sich die Sozialkritik in der Beschreibung der Art und Weise, wie eine Gesellschaft, die das gesamte menschliche Leben ideologischen oder wirtschaftlichen Zwecken unterstellt, mit ihren Kindern umgeht und Menschen in menschenunwürdigen Behausungen dahinvegetieren läßt:

„Mir wurde plötzlich schlecht davon, daß ich in dieser kleinen, vollgespuckten Kammer hockte, wo es nach Müll stank, übel wurde mir bei dem Gedanken, daß ich eben aus einem dreckigen Glas Portwein getrunken hatte und daß dies ganze riesige Land, in dem ich lebte, aus vielen solcher kleiner, vollgespuckter Kammern bestand, wo es stank und der Portwein eben leergetrunken war (…)” (23–24)
Omon Krizomazov, der seinen Vornamen nach der berüchtigten Sondereinheit des sowjetischen Innenministeriums bekommen hat, weil sein Vater Polizist war, hat beschlossen, Kosmonaut zu werden, um den bedrückenden Verhältnissen (Vater Alkoholiker, Mutter weggelaufen) hier auf Erden zu entkommen. Lieber läßt er sich vom Staat, dem er eigentlich ablehnend oder zumindest indifferent gegenübersteht, instrumentalisieren.
„Die wahre Freiheit konnte der Mensch nur durch Schwerelosigkeit erlangen – was übrigens der Grund war, weshalb mich alle möglichen voices aus dem Westradio wie auch die Bücher aller möglicher Solshenizyns so sehr langweilten; im Innersten ekelte der Staat mich zwar an, seine so unklaren wie düsteren Forderungen, die jede beliebige, gar nur für wenige Sekunden bestehende Gruppe von Menschen dazu zwangen, sich dem schamlosesten der Anwesenden tunlichst anzupassen; doch als ich einmal begriffen hatte, daß Friede und Freiheit auf Erden nicht zu haben waren, wandte ich mich im Geiste Höherem zu. Nichts von dem, was der nun gewählte Weg von mir verlangte, geriet mehr in Widerspruch mit meinem Gewissen, das Gewissen selbst war es, das mich in den Kosmos rief, und was auf der Erde vorging, interessierte mich wenig.” (12)
Was stattdessen aus dem Westen bei der weltraumbegeisterten sozialistischen Jugend ankommt, ist, wenngleich in schlechter Klangqualität, westliche Undergroundmusik von Pink Floyd, wobei ausgerechnet «The Dark Side of the Moon» aus dem magischen Jahr 1973 in der Liste der aufgezählten Vinylplatten fehlt (101–102). Den Ikonen des Sozialismus, Marx, Lenin, Stalin, den Helden der sozialistischen Arbeit sowie den Fliegerhelden werden die ebenso vergänglichen westlichen Pop–Ikonen gegenübergestellt.
Nebenbei sei angemerkt, daß auch im “Westen” «One of These Days» von der LP Meddle gern als Vorspannmusik verwendet wurde. Und auch hierzulande waren die Meinungen zu dem Doppelalbum «Ummagumma» von 1969 durchaus gespalten, wie das bei typischer LSD–Trip Begleitmusik oft der Fall war.

Omon tritt einer Fliegerschule bei, die selbstverständlich den Namen eines Kriegshelden trägt, Alexeij Maresjew, dessen Beinamputation, das Opfer, das er gebracht hat, erst seine Heldenschaft beweist:

“Das ist doch bei einer Heldentat der springende Punkt, mein Lieber, daß man sie immer unvorbereitet vollbringt, eine Heldentat ist ist etwas, worauf man sich gar nicht vorbereiten kann. (…) der geistige Vollzug einer Heldentat läßt sich nicht lehren, sie läßt sich nur einfach vollbringen (…).” (43)
Mit dem Verweis auf die Opferbereitschaft ihrer großen Vorbilder sollen die Jungen darauf vorbereitet werden, daß sie ihr Leben verlieren werden und Omon wird ganz anders, als er begreift, daß man die leere Formel, bereit zu sein, sein Leben für den Sozialismus zu opfern, einfordern wird (42).

Wie es Omon gelingt, aus der Situation herauszukommen und uns seine Geschichte zu erzählen, was es mit dem Lunochod, der Moskauer Metro und den Atomversuchen auf sich hat und wie man es schafft, einen Furz durch fünf zu teilen, soll hier nicht verraten werden.

Download Omon Ra in English, translated by Yuri Machkasov, either as zip-archive or as self-extracting archive

Bücher Links Literatur


Bücher

The Blue Lantern Omon hinterm Mond, Reclams Bibliothek Leipzig, Leipzig 1994.
Die Entstehung der Arten und andere Erzählungen, Reclams Bibliothek, Leipzig 1995.
Das Leben der Insekten, Reclam Verlag Leipzig 1997.
Buddhas kleiner Finger, Verlag Volk und Welt, Berlin 1999.
Generation P, Verlag Volk und Welt, Berlin 2000.
Die Dialektik der Übergangsperiode von Nirgendwoher nach Nirgendwohin, Luchterhand, München 2004.

The Blue Lantern And Other Stories, New Directions 1996.
A Werewolf Problem in Central Russia And Other Stories, New Directions 1998.
The Clay Machine–gun, Faber and Faber 1999.
Buddha’s Little Finger, Viking Books 2000.
Babylon, Faber and Faber, 2000.


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A Werewolf Problem in Central Russia The Blue Lantern at Amazon The Life of Insects Buddha's Little Finger at Amazon Babylon Homo Zapiens
The Clay Machine–gun Generation P Der Prinz von MiniPlan Das Leben der Insekten Der gelbe Pfeil Generation P
Links Literatur Omon Ra

Links

Die Links, die zu Besprechungen in der New York Times verweisen, enthalten einen weiteren Verweis zum ersten Kapitel der jeweiligen Story.

Victor Pelevin bei Wikipedia

Getting the Bugs Out – Michael Upchurchs Review von The Life of Insects in der New York Times vom 8. März 1998: “This Russian novel features ants, moths and a sexy fly named Natasha.”

Omon Ra – (New York 1996), eine kurze Besprechung von Michael R. Whealan in The College Quarterly.

Omon Ra – eine kurze Besprechung von K Book Review mit einem Bild von Juri Gagarin und kurzen Zitaten aus der englischen Ausgabe.

The Life of Insects – Review von der Booklist.

The Life of Insects – ein schöner Aufsatz zu The Life of Insects von The Do Nothing Machine.

Chicken Kiev – New Nork Times Review zu The Blue Lantern von Ken Kalfus vom 7. Dezember 1997: “Surreal stories from Russia include one about philosophical poultry.”

Howl – Richard Louries Besprechung von A Werewolf Problem in Central Russia And Other Stories in der New York Times vom 3. Januar 1999.

Rekonstruktor (über die Forschungen des P.Stezuek) – eine Kurzgeschichte in deutsch bei Bubizin/Maedizin Magazin.

Hermit and Sixfinger – eine Short Story aus The Blue Lantern von einer russischen Website. Sollte der Link nicht klappen, versuchts bei Serge Winitzki.

Sigmund in a Cafe – von der gleichen Site noch eine Kurzgeschichte, die wirklich hervorragend ist. Mehr über dieses kleine Meisterwerk zu sagen, hieße die Pointe zu verraten. Sollte der Link nicht klappen, versuchts wieder bei Serge Winitzki.

Omon Ra – a short review.

The Blue Lantern – a short review.

The Yellow Arrow – a short review from Georgejr.Com.

Buddha’s Little Finger – Review by Craig Offman.

Victor Pelewin’s stories in English translation – Zhorin’s big site.

Bücher Literatur Omon Ra


Literatur

Andreas Tretner: Dark Side of the Moon, Nachwort zu Omon hinterm Mond, Reclam, Leipzig 1994, p. 135–152.

Prof. Dr. Christine Engel: Der Text als Vexierbild, oder: Wo steckt Big Brother? Viktor Pelewins Erzählung „Princ Gosplana,” in: Dirk Uffelmann, Wolfgang Kissel, Franziska Thun (Hrsg.): Kultur als Übersetzung. Beiträge zur Spezifik russischer und ostmitteleuropäischer Geschichte, Philosophie und Literatur. Würzburg 1999, 335–348.

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Buddha`s Little Finger Buddhas kleiner Finger

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Last update Thursday, July 07, 2005

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