Vineland the Good

Group Reading 2003—2004

at the Pynchon—List: www.waste.org/pynchon-l

EinführungDedicationKapitelGeneral Links

Vineland the Good

VLVL2 Host List:

July 14: pp. 1-13 — Tim Strzechowski
July 28: pp. 14-21 — Paul Nightingale
August 11: pp. 22-34 — Dave Monroe
August 25: pp. 35-55 — Vincent A. Maeder
Sept. 8: pp. 56-67 — Toby G. Levy
Sept. 22: pp. 68-91 — Mike Weaver
Oct. 6: pp. 92-106 — Michael Joseph
Oct. 20: pp. 107-129 — Peter Fellows-McCully
Nov. 5: pp. 130-153 — Tim Strzechowski
Nov. 17: pp. 153-191 -- Dave Monroe
Dec. 1: pp. 192-203 — Paul Nightingale
Dec. 15: pp. 204-217 — Toby G. Levy
Dec. 29: pp. 218-238 — Tim Strzechowski
January 12: pp. 239-267 — Vincent A. Maeder
January 26: pp. 268-293 — Paul Nightingale
Feb. 9: pp. 294-322 — Michel Ryckx
Feb. 23: pp. 323-342 — Laslo
March 8: pp. 343-362 — Dave Monroe
March 22: pp. 363-385 —

Check the archives — names and dates may vary!

Einleitung

Die "Vineland"–Group Reading 2003–2004 kam zustande, obwohl die Pynchon-Liste zur gleichen Zeit eine gemeinschaftliche Lesung von Vladimir Nabokovs "Pale Fire" begonnen hatte, eine Tatsache, die zu einigen — für die "Liste" jedoch durchaus üblichen und recht zivil ausgetragenen — Streitereien kam. Da sich außerdem einige Mitglieder der Newsgroup an beiden Lesungen beteiligten, kam es nicht zu einer Spaltung der Gruppe. Dennoch war auch diese Lesung von Beginn an von den gewohnten "ideologischen" Differenzen zwischen den "üblichen Verdächtigen" gekennzeichnet, wobei ich mich dabei selbst nicht ausschließe.

1999 hatte es bereits eine Lesung des Romans auf der Pynchon-Liste gegeben, an der die meisten der derzeitigen Teilnehmer jedoch nicht teilgenommen hatten. So entstand die Idee, eine weitere Gruppenlesung durchzuführen, da es noch kein neues Werk von Pynchon gibt. Befürwortet und initiiert wurde die Lesung vornehmlich von denjenigen, die aus grundsätzlichen Erwägungen heraus die Lesung eines nicht-Pynchon Textes auf der Liste ablehnten. Persönlich hatte ich gegen die "Vineland"-Lesung und für "Pale Fire" gestimmt, weil ich dachte (und meine Meinung hat sich hierin nicht geändert), daß es angesichts der Tatsache, daß die meisten Teilnehmer keine Studenten mehr sind und ganz normale Jobs sowie ein Privatleben haben, schwer werden würde, alle Postings zu lesen und entsprechend zu würdigen. Es erforderte in der Tat einen ganz erheblicher Zeitaufwand, zwei parallele Gruppenlesungen zu verfolgen.

Danken möchte ich vor allem Tim Strzechowski sowie Dave Monroe, deren unermüdlicher Einsatz die Lesung ermöglicht hat.

"Das Anziehendste an jungen Leuten ist noch immer die Veränderung, nicht das starre Foto des fertigen Charakters, sondern der Film, die Seele im Flux."
Thomas Pynchon, Vorwort zu "Spätzünder"
Pynchons vierter Roman "Vineland" (1990) umfaßt zwei Zeitebenen, die "Wilden Sechziger" und die repressiven Achtziger Jahre (die Reagan–Ära) des 20. Jahrhunderts in den USA. Die Romanhandlung spielt sich größtenteils in Kalifornien zwischen 1969 und 1984 ab, aber auch die Fünfziger Jahre spielen in Rückblenden eine Rolle. Drei Generationen, die sich aus den verschiedensten persönlichen Gründen vom System kaufen ließen oder aber von diesem gefickt worden sind (man muß das durchaus so ambivalent sehen), bekommen in "Vineland" ihr Fett weg:
"In this sense, Frenesi, who was born in 1946, can be seen as a personification of postwar America — the America that gives in and votes for Nixon and Reagan, the America that lets itself get fucked."
Babies of Wackiness

Im Jahr 1969, als das Bündnis der kritischen Widerstandsbewegung aus Bürgerrechtsbewegung, linken Studenten, Hippies und den Black Panther schon im Niedergang begriffen war, war Ronald Reagan Gouverneur von Kalifornien, 1984 war das Jahr seiner Wiederwahl zum Präsidenten der USA. Der am 5. Juni 2004 verstorbene Reagan, der seine politische Karriere nach dem Zweiten Weltkrieg eigentlich als Demokrat (bis 1962) begonnen hatte, gilt heute aus innenpolitischer Sicht als einer der konservativsten Präsidenten der USA. Jedoch schon als Vorsitzender der Schauspielergewerkschaft hatte er vor dem Kommitee für Unamerikanische Umtriebe (HUAC), dem sich später in den Sechzigern auch die Anführer der Studentenbewegung ausgesetzt sahen, angebliche Kommunisten denunziert, worauf Pynchon in der Vorgeschichte seiner Protagonistin Frenesi Gates im Roman auch Bezug nimmt.

In Vorwort zu seinem Kurzgeschichtenband "Spätzünder" äußert sich Pynchon zum Scheitern der "Neuen Linken" am Ende der Sechziger Jahre:

"Später, in den 60er Jahren, fand der Erfolg der Neuen Linken seine Grenze im Scheitern der politischen Zusammenarbeit von Studenten und Arbeiterschaft."
("Spätzünder," Reinbek, 1994, p. 14)
"Vineland," so sollte man annehmen, wird sich der Klärung dieser Frage ebenfalls widmen. Die Antworten sind jedoch vielschichtiger, als man vielleicht erwartet hätte, der bloße Verweis auf die Jahreszahl 1984 und Orwells großen Roman reicht nicht aus:
"Orwell’s 1984 was about Communism; Pynchon’s book looks at home–grown America totalitarianism: Nixon/Reaganism. Vineland is set in 1984 partly to make the Orwell connection, but also because that was one of the heaviest years of the CAMP anti-marijuana campaign in northern California: a small-scale version of Vietnam with helicopters and soldiers invading Humboldt and Mendocino Counties. Pynchon sees CAMP as a paradigm of how bad things have gotten, how far fascist forces have dragged us from the American ideal of personal liberty."
Babies of Wackiness
Reagan ist nicht einfach Pynchons Version des "Großen Bruder," wie mitunter angenommen wird. Dennoch beinhaltet der Roman eine gewichtige Warnung in der Erzählung, wie es dazu kommen konnte, daß die Reaktion weiterhin an der Macht war und die Periode der Sechziger einer gnadenlosen konservativen Neuinterpretation durch die herrschende Rechte unterzogen wurde.

Finstere faschistische Schurken (in der Gestalt des DEA-Agenten Brock Vond) spielen eine ebenso wichtige Rolle wie persönlicher Verrat und Feigheit, Bequemlichkeit, Sex, Drogen, der Film und das Fernsehen, das schon bei Orwell das beherrschende Werkzeug der Mächtigen ist. Die Denunziation aus Angst (worin Orwells Roman gipfelt), so erfahren wir in "Vineland", war schon in den Hexenjagden der Fünfziger Jahre der wichtigste Garant für den Erfolg der Repression. Die gleichen totalitären Methoden finden im "Krieg gegen die Drogen" ihre Anwendung und waren auch bei der Unterdrückung der politischen Linken stets erfolgreich, ohne daß deren eigenes Versagen beschönigt werden würde.

Wie bei Pynchon üblich wirbeln auch in "Vineland" verschiedene Erzählstränge durcheinander, vieles spielt sich in Rückblenden ab, die die Charaktäre einander erzählen. Der Roman beginnt im Jahr 1984 mit der Geschichte des alternden Hippies Zoyd Wheeler, der als staatlich anerkannter Verrückter jährlich durch eine Wahnsinnstat beweisen muß, daß er seinen "Schizzo-Scheck" (3) noch verdient. Seine Frau Frenesi Gates hatte ihn kurz nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Prairie verlassen und war mit Brock Vond, dem Erzschurken des Romans, durchgebrannt. Frenesi hatte Prairie bei Zoyd, dem hierfür schwerlich geeigneten sympathischen Hippie zurückgelassen, der jedoch, wie man aus der Charakterisierung der äußerst selbständigen Prairie entnehmen kann, diese Aufgabe als allein erziehender Vater recht gut gemeistert hat. Sicherlich nicht der "Father of the Year," wie auf der Pynchon–Liste durchaus richtig kritisiert wurde, aber mit immerhin soviel liberalem Geist, wie man von einem Hippie erwarten darf. Prairie avanciert schnell zur Hauptperson des Romans, die versucht, ihre verschwundene Mutter Frenesi über deren Filme aus der Zeit des Underground–Films sowie über Erzählungen der ehemaligen Weggefährtin Frenesis, DL (Darryl Chastain), kennenzulernen, bis sie ihr am Ende des Romans bei einem großen Familientreffen, dem merkwürdigen "Happy End" (das dann durch Prairies Reaktion doch wieder gebrochen wird) des Romans, begegnet.

Es wird immer wieder von der Enttäuschung berichtet (James Berger), die "Vineland" bei bestimmten Kritikern ob der vermeintlichen Nostalgie nach den Sechziger Jahren ausgelöst hat. Es gibt aber auch andere Deutungen:

"The triumph of the Right under Reagan in the Eighties becomes, in Pynchon’s analysis, only the latest reversal in a series of conflicts reaching back to the clashes between US government forces and the IWW in the Thirties, or hostilities between McCarthyites and left–wing liberals in the Forties. If the alternative society in whatever manifestation New Dealor Age of Aquarius is revealed as an illusion, the vision which gave rise to it is an enduringone. Pynchon’s book is a celebration of this vision, of the alternative America, which no administration, however reactionary or fumbling, has ever managed to suppress."
Christina Koning
Denn letztlich, so macht der Roman deutlich, war das Versagen der Neuen Linken eine Folge der mafiösen Manipulationen des Systems, das lediglich in seine bewährte Trickkiste greifen mußte, um die aufmüpfigen Kinder der Revolution wieder vor den Fernseher zu bekommen.

Dedication

Thomas Pynchon hat "Vineland" seiner Mutter und seinem Vater gewidmet. Wer sich für die spärlichen Fakten aus Pynchons Leben interessiert, dem sei meine kurze Pynchon Biographie ans Herz gelegt.

Ein Beitrag von Kai (KFL) aus Hamburg brachte den Ball ins Rollen. Kai untersuchte hier die unterschiedliche Widmungen, die Pynchon bisher seinen Romanen vorangestellt hat. Hierfür unterscheidet er zwischen "horizontalen" und "vertikalen" Widmungen im Hinblick auf die durch die Widmung angesprochenen Generationen. So stellt die aktuelle Widmung eine vertikale Widmung dar, während die "Gravity’s Rainbow" (1973) vorangestellte Widmung "For Richard Farina" eine horizontale Widmung ist. "Mason & Dixon" (1997) ist sowohl seiner Frau Melanie Jackson als auch seinem Sohn Jackson Pynchon gewidmet, vereint also beide Strukturelemente, vertikal und horizontal. Pynchons frühe Werke "V" (1961) und "The Crying of Lot 49" (1965-66) haben keine ausdrückliche Widmung. Im letzten Satz der Einführung zu Pynchons Kurzgeschichtenband sieht Kai eine "versteckte" Widmung für Richard Adams, was ebenfalls eine vertikale Widmung darstellen würde. Da in dem letzten Satz des "Slow Learner"-Intros jedoch neben Henry Adams auch Frank Zappa erwähnt wird, folgere ich daraus, daß wir es hier wiederum mit einer Widmung zu tun haben, die beide Richtungen kombiniert.

Auf die anhaltenden Gerüchte bezüglich eines neuen Romans anspielend endet Kais Beitrag mit den Worten: "any ideas about the dedication of the forthcoming hilbert-novel?"

Eröffnungszitat – Epigraph

Im Gegensatz zu "Gravity’s Rainbow," das jedem seiner vier Teile ein einleitendes Zitat voran stellt, hat "Vineland" nur ein einziges Zitat, das sich auf einen in zumindest in Europa relativ unbekannten Bluesgitarristen namens Johnny Copeland bezieht.
"Every dog has his day,
and a good dog
just might have two days.
— Johnny Copeland"
Dem Epigraph widmet sich Toby G Levy in seinem Beitrag vom 9. Juli 2003. Johnny Copeland wurde am 27. März 1937 in Haynesville, Louisiana geboren. Nach der Scheidung seiner Eltern, als er sechs Monate alt war, zog er mit seiner Mutter nach Magnolia, Arkansas. Nach dem Tod seines Vaters, als Johnny zwölf Jahre alt, zog seine Familie nach Houston, Texas, das er als seine wahre Heimatstadt ansah.

Kapitel – Chapters

Chapt. 1 (3-13) (7-19)Chapt. 2 (14-21) (20-29)Chapt. 3 (22-34) (30-45)Chapt. 4 (35-55) (46-71Chapt. 5 (56-67) (72-86)Chapt. 6 (68-91) (87-116)Chapt. 7 (92-106) (117-134)Chapt. 8 (107-129) (135-163)Chapt. 9 (130-191) (164-240)Chapt. 10 (192-203) (241-255)Chapt. 11 (204-217) (256-273)Chapt. 12 (218-267) (274-334)Chapt. 13 (268-293) (335-366)Chapt. 14 (294-322) (367-401)Chapt. 15 (323-385) (402-480)

General Links

Babies of Wackiness – A Reader’s Guide to Vineland by John Diebold and Michael Goodwin.

Cultural Trauma and the "Timeless Burst": Pynchon's revision of Nostaligia in Vineland — by James Berger, Department of English, George Mason University, Postmodern Culture v.5 n.3 (May, 1995)[1].

Vineland Chronology – a very useful chronology compiled by Neil Conaty during the first Vineland-reading at the Pynchon-List in 1999.

Vineland the Good — by Christina Koning, Thursday February 1, 1990. The Guardian.

Vineland Links – on this server.


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© Otto Sell – Monday, June 14, 2004
Last update Monday, November 01, 2004

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