William Gaddis – Die Fälschung der Welt

Die Fälschung der Welt bei Goldmann
aus dem Amerikanischen von Marcus Ingendaay,
Goldmann Taschenbuch, München Nov. 2000,
Lizenzausgabe von Zweitausendeins, Frankfurt a.M., 1998, Datierungen von Steven Moore
Die Fälschung der Welt bei Zweitausendeins

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Widmung

Gaddis hat den Roman seiner einzigen Tochter Sarah gewidmet. Das Zitat "The awakened, lips parted, the hope, the new ships" ist aus T.S.Eliots Gedicht "Marina" (1930), das mit den Worten "My daughter" endet:

Marina

Quis hic locus, quae regio, quae mundi plaga?

What seas what shores what grey rocks and what islands
What water lapping the bow
And scent of pine and the woodthrush singing through the fog
What images return
O my daughter.
Those who sharpen the tooth of the dog, meaning
Death
Those who glitter with the glory of the hummingbird, meaning
Death
Those who sit in the sty of contentment, meaning
Death
Those who suffer the ecstasy of the animals, meaning
Death
Are become insubstantial, reduced by a wind,
A breath of pine, and the woodsong fog
By this grace dissolved in place

What is this face, less clear and clearer
The pulse in the arm, less strong and stronger—
Given or lent? more distant than stars and nearer than the eye
Whispers and small laughter between leaves and hurrying feet
Under sleep, where all the waters meet.

Bowsprit cracked with ice and paint cracked with heat.
I made this, I have forgotten
And remember.
The rigging weak and the canvas rotten
Between one June and another September.
Made this unknowing, half conscious, unknown, my own.
The garboard strake leaks, the seams need caulking.
This form, this face, this life
Living to live in a world of time beyond me; let me
Resign my life for this life, my speech for that unspoken,
The awakened, lips parted, the hope, the new ships.

What seas what shores what granite islands towards my timbers
And woodthrush calling through the fog
My daughter.

Das Gedicht beginnt wiederum mit einem Zitat und Gaddis zielt damit, daß er aus einem modernen Werk zitiert, welches wiederum mit einem Zitat aus einem früheren Werk eines ganz anderen Dichters beginnt, auf die Intertextualität, die unendliche Kette und komplexe Struktur der Verweise und Zitate, die die westliche Geistesgeschichte durchziehen, was letztlich auch das (postmoderne) Thema seines Romans ist.

Das von Eliot verwendete Zitat "Quis hic locus, quae regio, quae mundi plaga?" ist von dem katholischen englischen Dichter Abraham Cowley (1618-1667) aus dessen in Latein verfasster Komödie "Naufragium Ioculare" (1638) und bedeutet ins Englische übersetzt etwa: "What place is this, what region, what quarter of the world?" oder einmal ganz platt ausgedrückt: wo sind wir hier eigentlich? Was mir eine gute Frage zu sein scheint.

Einleitendes Zitat

Nihil cavum sine signo apud Deum
Irenaeus, Adversus haereses

Irenäus, zweiter Bischof von Lyon, der ungefähr zwischen 135 und 202 gelebt hat, gilt als einer der Väter der katholischen Kirche und als scharfer Kritiker der gnostischen Häresie. Das Zitat, das übersetzt "In God nothing is empty of sense" bedeutet, verweist somit auf einen der wesentliche Punkte der Postmoderne, nämlich auf die Berufung auf Gott als externen Referenzpol, um das patriarchalische Herrschaftsmonopol, den Besitz der göttlich geoffenbarten "Wahrheit" zu legitimieren:

Zentrum der Theologie des Irenäus, der als Begründer der christlichen Dogmatik gilt, ist die Einheit Gottes, im Gegensatz zur Aufteilung des gnostischen Gottes in eine Zahl göttlicher "Äonen" und ihre Unterscheidung zwischen einem "höchsten Gott" und einem niederen "Demiurgen", der die Welt erschaffen habe. Irenäus verwendet die Logostheologie, die er von Justin dem Märtyrer übernimmt, aber zieht es vor, vom Sohn und vom Geist als den "Händen Gottes" zu sprechen. Christus ist für ihn der unsichtbare Vater, der sichtbar gemacht wurde. Seiner Betonung der Einheit Gottes entspricht eine Betonung der Einheit der Heilsgeschichte. Irenäus besteht darauf, dass Gott die Welt erschaffen habe und sie seitdem beherrsche. Alles, was geschehen ist, ist ein Teil seines Planes für die Menschheit. Das Wesentliche dieses Planes ist die Entwicklung: Irenäus glaubt, dass die Menschheit unreif erschaffen worden sei und Gott beabsichtige, seinen Geschöpfen eine festgelegte Zeit zu gewähren, um zu seiner Ähnlichkeit heranzuwachsen. So wurden Adam und Eva als Kinder erschaffen. Ihr Fall war folglich kein Aufstand von erwachsenen Menschen, sondern kindisches Gezänk, ein Wunsch, schon vor ihrer Zeit aufzuwachsen und bereits jetzt in den Besitz aller Dinge zu kommen. Alles, was geschieht, ist folglich von Gott geplant, der Menschheit zu helfen, dieses zu überwinden und aufzuwachsen. Diese Welt ist von Gott entworfen worden als eine Problemzone, wo die Menschen gezwungen sind, moralische Entscheidungen zwischen Gut und Böse zu treffen - nur auf diese Art können sie reifen. — Irenäus bei Wikipedia

Teil I (5)

Kap. I Die erste Drehung der Schraube (7-87)
Zitat: -Goethe, Faust II
ca. 1919–1939

Kap. II (88-107)
Zitat: -Paul Eudel, Trucs et truqueurs
ca. 1938

Kap. III (108-206)
Zitat: -Petrus, in den Recognitiones des Clemens Romanus
ca. 1946 – Frühjahr 1949

Kap. IV (207-225)
Zitat: -Rimbaud
Sommer – Herbst 1949

Kap. V (226-269)
Zitat: -Emerson
Dezember 1949

Kap. VI (270-296)
Zitat: -Dostojewskij, Die Brüder Karamasow
Dezember 1949

Kap. VII (297-373)
Zitat: -Raymond Lully, Codicillus
Zitat am Ende des Kap. von Rilke: “Wer, wenn ich schriee, (…).”
Dezember 1949

Teil II (375)

Kap. I (377-462)
Zitat: -Thomas De Quincey
Montagabend, 19. Dezember – Mittwochmorgen, 21. Dezember 1949

Kap. II (463-526)
Zitat: -Clemens Romanus, Recognitiones, Buch V
Mittwoch, 21. Dezember 1949

Kap. III (527-595)
Zitat: -Kyd, Die spanische Tragödie
Donnerstag, 22. Dezember 1949

Kap. IV (596-648)
Zitat: -Dostojewskij, Die Brüder Karamasow
Donnerstag oder Freitag, 22. oder 23. Dezember 1949

Kap. V (649-723)
Zitat: -Der Treasurer von Abraham Lincoln an den Direktor der amerikanischen Münze
Freitag, 23. Dezember 1949

Kap. VI (724-758)
Zitat: -Des gens passent. On a des yeux. On les voit.
Samstag, 24. Dezember 1949

Kap. VII (759-858)
Zitat: -Charles Darwin, Die Entstehung der Arten
Samstagnacht, 24. Dezember 1949

Kap. VIII (859-921)
Zitat: -Historia vonn D. Johann Fausten
Samstagnacht, 24. Dezember 1949

Kap. IX (922-945)
Zitat: -Letzte Worte des Jaisers Julian
Sonntag, 25. Dezember 1949 – Frühjahr 1950

Teil III (947)

Kap. I (949-961)
Zitat: -es gibt viele Manii in Aricia
Januar 1950

Kap. II (962-1008)
Zitat: -Joe Randolph Ackerley, Indisches Tagebuch
Januar 1950

Kap. III Die letzte Drehung der Schraube (1009-1072)
Zitat: -Lope de Vega, Amor sin saber a quién
Frühjahr 1950

Kap. IV (1073-1111)
Zitat: -Blake
Frühjahr 1950

Kap. V (1112-1168)
Zitat: -Das Zweite Buch der Könige 4,26
Frühjahr 1950

Epilog (1169-1241)
Zitat: -Hinweisschild in einem Bordell auf der Rue de l‘Aqueduct, Oran
Frühling 1950

Literatur

Steven Moore: Die Fakten hinter der Fälschung, Zweitausendeins, Frankfurt 1998.

William Gaddis Hauptseite – Bio- und Bibliographie

JR ReviewJR Scene Guide

William Gaddis Weblinks – a list of the best Gaddis-weblinks.

Douglas Adams John Barth Samuel Beckett Bert Brecht: Laotse John Bunyan Ivan Jefremow Wassily Kandinsky Douglas K. Lannark Stanislaw Lem David Mitchell Vladimir Nabokov Victor Pelewin Thomas Pynchon Salman Rushdie J. D. Salinger Neal Stephenson Laurence Sterne Arkadi und Boris Strugatzki William Carlos Williams Ludwig Wittgenstein Frank Zappa

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