J. D. Salinger

1. Januar 1919 in New York; † 27. Januar 2010 in Cornish, New Hampshire

Werke Links
Der Fänger im Roggen Neun Erzählungen Franny und Zooey
Hebt den Dachbalken hoch, Zimmerleute und Seymour wird vorgestellt
Links zum Tod von J.D. Salinger

Biographie

J.D. Salinger gilt als der „zurückgezogenste” Autor Amerikas. Sein bislang veröffentlichtes und in Buchform erhältliches Werk umfaßt gerade vier schmale Bändchen, deren Kurzgeschichten und Novellen zwischen 1951 und 1963 zum Teil in Buchform, zum Teil als Zeitschriftenveröffentlichungen erschienen sind. Salinger ist dermaßen eigen, was sein Privatleben und seine Veröffentlichungen angeht, daß er seinen Biographen Ian Hamilton verklagt hat und sogar Internetseiten verfolgt, die ihn zu ausgiebig zitieren.

Hamilton, so Salingers Tochter Peggy, hatte J.D. Salinger stolz die Korrekturfahnen seines Buches zugeschickt und wurde juristisch gezwungen, es zu überarbeiten und zu kürzen. Angesichts der überaus großen Verbreitung des Fängers ist es aber wohl auch gar nicht nötig, das Copyright zu verletzen. Eigentlich braucht doch nur jeder an sein Regal zu gehen und nachzuschauen, wo das schmale Bändchen geblieben ist.

Wie es sich für einen “reclusive author” (den Titel muß er sich allerdings mit Thomas Pynchon teilen, der seinem Vorbild gefolgt ist) gehört, sind auch in seinem Fall biographische Angaben rar. Die Quellenlage hat sich jedoch im Jahr 2000 entscheidend gebessert.

Man sollte bei autobiographischer Literatur nicht den Fehler begehen, den Autor mit seinen Figuren zu verwechseln, und das gilt auch für Salinger, der bewußt darauf hingewiesen hat, daß seine individuelle Geschichte in sein Werk eingeflossen ist, weshalb sein Privatleben nach seiner Ansicht auch niemanden etwas angehe.

Geboren wurde Jerome David Salinger am 1. Januar 1919 in gutbürgerlichen Verhältnissen in New York. Sein Vater Sol war ein wohlhabender Lebensmittelhändler und importierte koscheren Käse, über eine Berufstätigkeit seiner irisch-schottischen Mutter Miriam (Marie), deren nichtjüdische Abstammung JD erst als Teenager entdeckte, ist nichts bekannt. Salinger hat eine ältere Schwester namens Doris.

Wie seine Figur Holden Caulfield hatte Salinger Probleme mit der Schule. Zwischen 1934 und 1936 besuchte er die Valley Forge Militärschule in Pennsylvania. Hier soll er auch im Alter von fünfzehn Jahren begonnen haben, Geschichten zu schreiben.

Zwischen 1937 und 1939 war er am Ursinus College in Pennsylvania sowie an die Universität in New York. Außerdem verbrachte er im Jahr 1937 mehrere Monate in Europa (Wien), kehrte aber wegen der politischen Entwicklungen in Deutschland und Österreich in die USA zurück.

1939 besuchte Salinger einen Kurs in Kurzgeschichtenschreiben bei Whit Burnett, dem Gründer und Herausgeber des Story Magazine, wo 1941 auch Salingers erste Geschichte, “The Young Folks,” veröffentlicht wurde.

1942 wurde Salinger eingezogen, 1943 zum in the Counter Intelligence Corps (CIC) nach Maryland, im März 1944 nach Devon in England versetzt. Verantwortlich für das Ausschalten feindlicher Kommunikationseinrichtungen begleitete er als Spezialagent des militärischen Geheimdienstes am 6. Juni 1944 das 12. Infanterieregiment (Fourth Army Division) bei der Landung in der Normandie (Utah Beach). In Paris traf Salinger Ernest Hemingway.

Im Verlauf des allierten Vormarsches auf das deutsche Reichsgebiet erlebte er im November und Dezember 1944 heftige Kämpfe (Hürtgen, Luxemburg), die seine Traumatisierung zur Folge hatten. Nach dem Ende des Krieges verbrachte er einige Zeit in einem Lazarett in Nürnberg zur Behandlung seiner Krankheit, die man heute wahrscheinlich als “posttraumatic stress-disorder” bezeichnen und behandeln würde.

Im September 1945 heiratete er eine Französin («Sylvia», keine der Internetquellen nennt ihren Geburtsnamen), im November wurde er aus der Armee entlassen. Salinger arbeitete noch ein halbes Jahr als Zivilangestellter für das Verteidigungsmimisterium, dann ging das Paar nach New York, wo sich seine Frau aber nicht wohlfühlte. «Sylvia» kehrte nach Europa zurück und verlangte die Scheidung.

J.D. begann ernsthaft mit dem Schreiben. Bereits während des Krieges war eine Reihe von seinen Stories in Magazinen und Zeitschriften wie Story, The Kansas Review, Collier’s, Esquire, Saturday Evening Post erschienen, die überwiegende Anzahl seiner nach dem Krieg veröffentlichten Geschichten war zuerst im New Yorker zu lesen, wo am 31. Januar 1948 A Perfect Day for Bananafish erschien, die erste der Geschichten um die sieben Kinder der Glass-Familie, die die Protagonisten eines großen Teils seines veröffentlichten Werk stellen.

Seine Beziehungen zu seinen Herausgebern waren stets kompliziert, weil er entgegen der üblichen Praxis verlangte, daß seine Texte ohne Änderungen veröffentlicht werden sollten. So verlangte er auch das Manuskript des Fänger im Roggen von dem ersten Herausgeber Harcourt Brace zurück und ließ dem Roman im Juli 1951 bei Little & Brown in Boston veröffentlichen, die den Text ohne Änderungen annahmen und auch die anderen drei Bücher Salingers bis 1963 herausbrachten.

Der Roman machte Salinger mit einem Schlag berühmt und angeblich werden nach wie vor 250000 Exemplare des Romans pro Jahr verkauft, das Buch gehört auch bei Amazon ungefähr zu den tausend meistverkauften Büchern.

Um der Publicity zu entgehen, die der Roman bewirkte, reiste Salinger einige Monate lang durch England und bereiste 1952 auch Florida und Mexiko. Am 1. Januar 1953 bezog er die 1992 abgebrannte, berühmt gewordene Hütte ohne fließendes Wasser, Strom und Telephon auf einem Grundstück bei Cornish in New Hampshire. Im gleichen Jahr erschienen die Nine Stories.

Im September 1961 erschienen die zuerst im New Yorker veröffentlichten Geschichten Franny and Zooey als Buch, 1963 folgte Raise High the Roofbeams, Carpenters and Seymour: An Introduction. Salingers letzte Veröffentlichung, Hapworth 16, 1924 erfolgte am 19. June 1965 im New Yorker.

Im Herbst 1950 hatte Salinger auf einer Party in New York die fünfzehn Jahre jüngere Claire Douglas, die Tochter des britischen Kunstkritikers Robert Langton Douglas kennengelernt, die er einige Jahre später, im Februar 1955, auch heiratete. Franny, am 29. Januar im New Yorker erschienen, war angeblich sein Hochzeitsgeschenk. Im Dezember 1955 kam Margaret Ann Salinger (Peggy) zu Welt, von der noch zu reden sein wird, 1960 der Sohn Matthew.

Zu der Zeit, als er Claire Douglas kennenlernte, begann Salinger sich ernsthaft mit den Lehren Sri Ramakrishnas auseinanderzusetzen, nachdem er sich zuvor bereits mit dem Zen Buddhismus befasst hatte.

1967 erfolgte die Scheidung von seiner Frau Claire. In den frühen siebziger Jahren lebte Salinger mit Joyce Maynard zusammen. Seine dritte Ehefrau ist eine Krankenschwester.

1999 erfolgte eine Ankündigung, daß seine Tochter Margaret (Peggy) ein Buch namens Dream Catcher: A Memoir geschrieben hat, das dann im Jahr 2000 bei der Washington Square Press erschienen ist. In diesen kontrovers diskutierten Familienerinnerungen verrät Peggy Salinger viele Einzelheiten und intime Geschichten aus dem so perfekt geheimgehaltenen Privatleben ihres Vaters. Sicherlich hat sie sich damit seinen Zorn zugezogen, aber in ihrem Fall dürfte er keine Möglichkeit gehabt haben, die Sache juristisch zu verhindern. Wie schon die Titel einiger der Internetseiten zeigen, die sich mit Peggy Salingers Buch beschäftigen, geht es hier ans Eingemachte: J.D. Salinger’s Daughter Spills the Beans oder The Flight From Fortress Salinger. Margaret Salinger bricht mit einer langen Familientradition, die Familiengeschichte unter der Decke zu halten, wie sie im zweiten Kapitel ihres Buches enthüllt (das Online zu lesen ist) und erinnert diesbezüglich an den Beginn des Fängers im Roggen, wo Holden dem geneigten Leser die Haltung seiner Eltern zu privaten Dingen erläutert, die Salingers eigener Einstellung entspricht. Peggy hat den möglichen Schlaganfall ihres Vaters anscheinend billigend in Kauf genommen.

Am 27. Januar 2010 ist J.D. Salinger im Alter von 91 Jahren eines, wie es bei Wikipedia heißt, "natürlichen Todes" gestorben.


Links zum Tod von J.D. Salinger

"Der Fänger im Roggen" — J. D. Salinger ist tot — die dpa-Meldung in den Stuttgarter Nachrichten, 29.01.2010.

J. D. Salinger – Alle Artikel, Hintergründe und Fakten — SPIEGEL–Themenseite.

J.D. Salinger – Ikone jugendlicher RebellionFinancial Times Deutschland, 28.01.2010.

Wer braucht den ganzen Mist? — von Reinhard Helling, Frankfurter Rundschau, 28.01.2010.

Als Schriftsteller wird J. D. Salinger auferstehen — von Hannes Stein, Die Welt, 28.01.2010.

Der ewige HoldenDer Salinger-Übersetzer Eike Schönfeld im Gespräch (Link zur Audiodatei), Deutschlandfunk, 29.01.2010.

Mein Salinger Autoren der ZEIT und von ZEIT ONLINE erinnern sich an ihre erste Lektüre des großartigen Schriftstellers J.D. Salinger, dem verstorbenen Autor des "Fänger im Roggen", Die Zeit, 29.1.2010.

Mit einem Werk zu Weltruhm – Ein Nachruf — von David Hugendick, Die Zeit, 29.1.2010.

Angst vor dem nicht perfekten Satz — von Thomas Klingenmaier, Stuttgarter Zeitung, 29.1.2010.

Salinger war ein Wegbereiter für Sex, Drugs und Rock'n'Roll Interview mit der Literaturprofessorin Gabriele Rippl — von Rico Bandle, Basler Zeitung, 29.1.2010.

Den Kindern und Narren gehört das Himmelreich — von Richard Kämmerlings, FAZ, 29.1.2010.

Der Welt widerstehen wie ein Kind, Einer, der die Welt nicht brauchte von Willi Winkler, Süddeutsche Zeitung, 29.1.2010.

Der Heilige von Cornish — von Wolfgang Höbel, Der Spiegel, 29.1.2010.

Abschied vom Fänger im Roggen — von Maike Schiller, Hamburger Abendblatt, 29. Januar 2010.

J. D. Salinger 1919-2010 — von Andrea Schurian, Der Standard, 29. Jänner 2010.

Eisläufer im Central Park — von Ulf Erdmann Ziegler, TAZ, 30.01.2010.

Der Mann, der uns davor bewahrte, erwachsen werden zu müssen: Ein Nachruf auf J. D. Salinger — von Eckhart Nickel, Die Welt, 31.01.2010.

Versteckte J.D. Salinger einen literarischen Schatz? — von Christina Mänz, Bild, 31.01.2010.

Gedenken und Schweigen — von Nikolai Wojtko, Einseitig Info, 01.02.2010.

Salinger liebte Roastbeef–Dinner in der Gemeinde New York (dpa) – Das Image des amerikanischen Kultautors J.D. Salinger als scheuer Eigenbrötler muss korrigiert werden. Zu Hause, in den Hügeln von New Hampshire, soll er sich fast täglich unter Menschen begeben haben, Yahoo News, 02.02.2010.

Verdammt gut — von Peter Berger, Borkener Zeitung, 03.02.102010.

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Links zum Tod von J.D. Salinger

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